14.07.25 –
Die Gemeinde Kämpfelbach plant gemeinsam mit der EnBW Windräder zwischen B10, Autobahn, Sperlingshof und Ersinger Kreuz. Dort passen aber nur zwei hin. Für die EnBW lohnt es sich erst ab mehr Windrädern, weswegen in Remchingen angefragt wurde, ob es ein gemeinsames Projekt geben könnte. Die relevanten Flächen befinden sich zwischen B10 und Ranntal und sind im Besitz der Gemeinde. Es werden drei Windräder angestrebt. Die EnBW hat das angedachte Projekt vorgestellt [Link].
Der Gemeinderat hat diese Frage an einen Bürgerentscheid weitergegeben.
Im Begleitkreis, bestehend aus Vertretern der Fraktionen im Gemeinderat, der größten Vereine, aus dem Forst, der Landwirtschaft und Jagd und einer Schülervertretung wurde beschlossen, die Fragestellung über die von der EnBW angestrebten Flächen hinaus auf weitere Flächen mit ausreichend Windpotential auszuweiten, um Ausgleichsflächen zu haben.
Grundsätzlich ist die Gemeinde bisher nicht an EnBW gebunden; man könnte auch mit anderen Partnern entwickeln. Sollte der Bürgerentscheid positiv ausfallen, werden nicht direkt Windräder gebaut, sondern es wird ein langwieriges Verfahren angestoßen, bei dem die Flächen ausführlich geprüft werden. Es müssen Gutachten zur Eignung und Erfüllung aller gesetzlichen Grundlagen erstellt werden. Hierzu verpachtet die Gemeinde Gebiete an den Partner und dieser bezahlt die Gutachten. Nicht alle Gebiete haben die gleiche Wahrscheinlichkeit ein positives Gutachten zu erhalten, da sie beispielsweise näher an der Wohnbebauung sind als die von der EnBw angestrebten Gebiete. Die Gemeinde regelt vertraglich, dass sie im Laufe dieses Prozesses jederzeit aussteigen kann.
Lange Zeit basierte unser Energiesystem hauptsächlich auf fossilen Energieträgern. Die fossilen Brennstoffe werden aus dem Boden gegraben, einmal verbrannt, wobei sie die Luft mit Schadstoffen und Feinstaub verpesten, und dann sind sie weg und man muss neue kaufen. Die Brennstoffe werden in großen Teilen importiert, sodass sich die weltpolitische Lage in abrupten Preissteigerungen niederschlägt.
Gleichzeitig verursacht das ausgestoßene CO2 den menschgemachten Klimawandel. Im Zeitraum seit der industriellen Revolution ~1750 wurde CO2 freigesetzt, das in Millionen von Jahren abgelagert wurde. Die Auswirkungen sind schon jetzt deutlich zu spüren. Von immer häufiger werdenden Überschwemmungen aufgrund von Starkregenereignissen (Ahrtal, Bayern 2024, Norddeutschland 23/24, Heidelsheim/Bretten 2024, Stein 2016), Gefährdung der Ernte aufgrund von Dürreperioden, absinkendem Grundwasser in weiten Teilen des Landes, sterbenden Wäldern aufgrund des Trocken- und Hitzestresses, die Schifffahrt beeinträchtigenden Niedrigständen in den Flüssen, bis zur Brandgefahr.
Der Klimawandel ist eine Gefahr für unsere Wälder, unser Grundwasser, unsere Landwirtschaft, unsere Gesundheit, ... Wer diese Güter schützen möchte, sollte sich bemühen das Verbrennen von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.
Welche Alternativen gibt es? Fälschlicherweise wurde im letzten Bundestagswahlkampf die Atomkraft als billige und schnell verfügbare Alternative dargestellt. Völlig abgesehen von Problemen der Sicherheit und der Endlagerung gibt es bei der Atomkraft ein logistisches Problem. Es wurde seit 2011 der beschleunigte Ausstieg vorangetrieben (übrigens ohne Regierungsbeteiligung der Grünen sondern unter Führung der Union mit Beteiligung von FDP und SPD), worauf die Wartung, der Brennstoffkauf, die Ausbildung von Fachpersonal, und der beginnende Rückbau bei den Betreibern ausgerichtet wurde. Nur wenige der deutschen Atomkraftwerke könnten vielleicht wieder eingeschaltet werden, allerdings wollen die Betreiber dies nicht und der Zeithorizont beträgt mehrere Jahre.
Bei neu gebauten AKWs wie Hinkley Point C in England oder Flamanville in Frankreich gab es jahrelange Verzögerungen im Bau und eine Vervielfachung der Baukosten. England garantiert hohe, inflationsangepasste Einspeisungsvergütungen, wodurch der erzeugte Strom teuer fixiert ist. Small Modular Reactors sind noch im Prototypstadium und nicht billig. Kernfusion ist erforschenswert, aber es gibt weder einen Prototyp, noch steht der zeitnah bevor, daher ist das nur eine mittel- bis langfristige Lösung. Wir müssen die CO2-Emissionen aber schnell senken. Insgesamt ist Atomkraft/Kernfusion für den zeitnahen und billigen Einsatz somit keine Alternative. [Link]
Der Beitrag von Wasserkraft und Biomasse kann nur begrenzt erhöht werden wegen Mangel an geeigneter Topografie und Konkurrenz zur Nahrungsproduktion.
Solarenergie leistet einen immer weiter steigenden Beitrag zur Energieversorgung. Deutschland ist beim Ausbau der Solarenergie eine der führenden Nationen. Aufgrund des deutlichen Leistungsabfalls im Winter, wenn die Tage kurz sind und der Himmel häufig bewölkt ist, kann sie aber nicht alleine stehen.
Hier stellt Windkraft wegen des erhöhten Windes im Winter eine gute Ergänzung dar [Link]. Durch den Betrieb von Windkraftanlagen wird bereits im ersten Jahr das zur Erzeugung der Anlage freigesetzte CO2 eingespart. Das jährlich vermiedene CO2 liegt bei etwa 10000 Tonnen, während ein Hektar Wald nur etwa 10 Tonnen CO2 pro Jahr bindet. [Link]
2024 stammte bereits 59,4 % der erzeugten elektrischen Energie in Deutschland aus erneuerbaren Quellen. Weltweit werden erneuerbare Energien massiv ausgebaut, während die Atomkraft seit vielen Jahren auf einem ähnlichen Level bleibt und zuletzt rückläufig ist.
Windkraft und Solar sind in der Erzeugung sehr billig. Die fehlende Steuerbarkeit löst sich durch immer bessere und schnell zugebaute Batteriespeicher. In den letzten 5 Jahren wurden 20 GWh zugebaut (zum Vergleich alle Pumpspeicherkraftwerke haben 39GWh); viele Großspeicherprojekte sind in Planung [Link]. In Kombination mit Wasserspeicherkraftwerken und perspektivisch chemischen Speichern wie Wasserstoff kann die Steuerbarkeit hergestellt und fossile Brennstoffe noch weiter aus der Stromerzeugung verdrängt werden.
Was passiert wenn wir Windkraft nicht ausbauen? Wir bleiben weiterhin von fossilen Brennstoffen abhängig. Und da bei der Info-Veranstaltung die Frage kam, wer finanziell von Windkraft profitiert, hier die Gegenfrage: Wer profitiert davon wenn Deutschland von fossilen Brennstoffen abhängig bleibt, die laufend nachgekauft werden müssen? Fossile Brennstoffe sind weiterhin ein Milliardengeschäft, obwohl ihre Auswirkungen seit Jahrzehnten bekannt sind. Die Profiteure, häufig Oligarchen oder autoritäre Staaten, investieren große Summen in Lobbying und Desinformationskampagnen gegen Konkurrenz wie Windkraft, damit das so bleibt. Für mehr Details sei auf das Buch „Männer die die Welt verbrennen“ von Christian Stöcker verwiesen.
Viele Behauptungen der Gegner sind Übertreibungen oder aus dem Kontext gerissen.
Beispielsweise beruht die Diskussion über Infraschall auf einem Rechenfehler um den Faktor ~10000, der schon vor 10 Jahren widerlegt wurde [Link]. Tatsächlich produzieren Windräder nicht mehr Infraschall als Wiesen und Wälder. Im Innern eines Autos bei schneller Fahrt ist der Infraschall hingegen um mehrere Größenordnungen höher. [Link]
Der von der EnBW angestrebte Standort liegt direkt neben der A8. Allein im Abschnitt zwischen Nöttingen und dem Ersinger Kreuz (4.5km) verursachen die 90000 Kfz pro Tag (Stand 2022)[Link] bei etwa 70mg/km/Tonne Fahrzeuggewicht Mikroplastik-Reifenabrieb [Link] gerechnet für ein Fahrzeuggewicht von 1 Tonne (eine Unterschätzung bei 20% Schwerlastanteil) etwa 10 Tonnen Mikroplastik durch Reifenabrieb pro Jahr. Im Vergleich dazu fanden verschiedene dänische, norwegische und deutsche Studien bei Windrädern zwischen 200g und 3.4kg pro Anlage pro Jahr [Link]. Der Reifenabrieb ist also etwa 3000 bis 50000 Mal so viel.
Ebenso ist die Lärmbelästigung durch die Autobahn bereits sehr hoch (Lärmkarte), wodurch das Geräusch der Windenergieanlagen (35dB beim EnBW-Projekt) im Ortsgebiet übertönt wird (Schall von Windrädern: [Link]). Bei der logarithmischen Größe Schall kann man nicht einfach sagen zwei Sachen sind zusammen noch lauter. Wenn eine Sache (die Autobahn) 10dB oder mehr lauter ist als eine andere (die Windräder selbst unter Volllast im Gemeindegebiet), dann ist der gesamte Schallpegel weiterhin nur so hoch wie die Autobahn alleine (siehe hier). Durch den Standort jenseits der Klosterwegbrücke sind keine Eingriffe in den Schallschutz für Nöttingen zu erwarten. Beim Windpark Straubenhardt kann man sich selbst vor Ort ein Bild machen.
Aktuell gibt es noch keine konkreten Daten zum Grundwasserleiter. Die Diskussion basiert auf Vermutungen und Befürchtungen und greift der genauen Untersuchung und Begutachtung im Zuge eines Genehmigungsverfahrens voraus. Wir unterstützen die genaue Prüfung. Die erhobenen Daten könnten auch hilfreich sein, falls es jemals auf der daneben liegenden Autobahn zum Auslaufen von Treibstoff kommen sollte.
Windkraft ist kein Treiber des Ausstoßes von SF6 und selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass ein Windrad durch einen Unfall sein gesamtes SF6 abgeben würde, wäre seine Klimabilanz durch das eingesparte CO2 weiterhin positiv [Link].
Eine EU-Studie über die Todesursachen von Rotmilanen fand heraus, dass Fressfeinde wie Uhu oder Habicht, Unfälle mit dem Schienenverkehr und dem Straßenverkehr häufiger sind als Kollisionen mit Windrädern [Link]. Dennoch gibt es Ansätze durch KI-basierte Erkennung eines herannahenden Rotmilans und automatischer Abschaltung des Windrads den Schutz noch zu verbessern [Link].
Windkraft in Remchingen bedeutet die Unterstützung lokaler Wertschöpfung und langfristige Einnahmen für die Gemeinde (EnBW rechnet mit ~340000€/Jahr über 25 Jahre Laufzeit). Billiger Strom durch Bürgerstromtarife für Anwohner und lokale Wirtschaft stellen einen Standortvorteil dar. Es bietet sich die Chance auf engere Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kämpfelbach auf Basis des EnBW-Projekts, wodurch auch in anderen Bereichen, wie etwa dem Hochwasserschutz Verbesserungen möglich sind.
Lassen Sie sich nicht von Überdramatisierungen einschüchtern! Nicht zu handeln ist nicht frei von Risiken. Wenn wir proaktiv handeln, können wir die Zukunft unseres Landes und unserer Kinder gestalten. Stimmen Sie „Ja“ zur Durchführung von Gutachten mit dem Ziel der Errichtung von Windenergieanlagen!